Nach einer Prostatakrebs Therapie sind die beiden häufigsten Nebenwirkungen Erektionsstörungen (das Unvermögen eine Erektion zu bekommen) und Inkontinenz (das Unvermögen den Harn zu halten). Offiziell haben wir in Österreich leider keine Angaben über die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen.
Im Jahr 2000 führten wir gemeinsam mit dem Berufsverband der Österreichischen Urologen (Herrn Prim. Prof. Gerhard Lunglmayr) eine Umfrage zum Thema Lebensqualität bei Prostatakrebs durch. Das sind zwar heute historische Zahlen aber dennoch aussagekräftig. Auch damals wurde als häufigste Nebenwirkung erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen) und als zweithäufigste Nebenwirkung Inkontinenz angegeben. Beide Werte waren sehr hoch.
2019 machte unser Europäischer Dachverband Europa Uomo eine europaweite Umfrage in 28 europäischen Ländern zum Thema Lebensqualität. Auch hier waren Erektionsprobleme die Nummer Eins gefolgt von Inkontinenz.
Aber es gibt auch noch andere Nebenwirkungen. Sollten Ihnen bei der Operation Lymphknoten entfernt worden sein, müssen Sie Ihre Beine beobachten, ob Sie nicht ein Lymphödem (Flüssigkeitsansammlung in den Beinen) haben.
Die Nebenwirkungen im Detail
Bei Operation
Die meisten Patienten haben nach der Operation eine Störung beim Wasserlassen, die sich aber im Regelfall durch ein Training der Beckenbodenmuskulatur in absehbarer Zeit normalisiert. Bei etwa 10 % bis 30 % der Patienten kann eine länger anhaltende Inkontinenz auftreten. Bei den meisten Patienten ist nach der Operation die Fähigkeit zur Erektion beeinträchtigt, man spricht von einer erektilen Dysfunktion oder Impotenz. Die Nerven und Gefäße, die das Glied versorgen, können nur dann bei der Operation verschont werden, wenn der Tumor sehr klein ist. Betroffen ist rein die Funktion, das sexuelle Verlangen bleibt unbeeinflusst. Mit Medikamenten oder technischen Hilfsmitteln kann weiterhin eine Erektion erzielt werden.
Bei einer Hormonentzugstherapie erhöht sich Ihr Risiko an Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken. Verlangen Sie vor Beginn der Hormonentzugsbehandlung und dann regelmäßige Knochenstatus-Untersuchungen (Knochendichtemessung), sodass eine Veränderung frühzeitig erkannt wird.
Leider treten bei Hormonentzug auch vermehrt Herz- Kreislaufprobleme auf – das ist von einem Internisten zu klären.
Bei Strahlentherapie
Bei dieser Art der Behandlung tritt eine Impotenz deutlich seltener auf als nach einer operativen Tumorentfernung. Es kann aber zu einer Verminderung der Erektionsstärke kommen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind eine Stuhl- oder Harninkontinenz. Zusätzlich können verschiedene vorübergehende Nebenwirkungen auftreten, die mit dem Ende der Behandlung in den meisten Fällen relativ schnell wieder verschwinden. Es kann eine Fatigue, also eine Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. Wie lange die Erholung davon dauert, ist individuell unterschiedlich und daher nicht genau zu prognostizieren. Eine Strahlentherapie hat, wenn sie extern durchgeführt wird, zudem Auswirkungen auf die im Strahlenfeld befindliche Haut. Häufig sind vorübergehende leichte Rötungen und Schwellungen. Dauerhafte Schäden wie geplatzte Äderchen, Pigmentflecken und helle Stellen treten heute nur noch selten auf.